Was dich beim Malen blockiert & wie du dich endlich traust
Einer der häufigsten Sätze, den ich von Erwachsenen in Bezug auf Zeichnen und Malen höre, ist “Das könnte ich nicht…” bzw. “Da habe ich kein Talent dafür”.
Diese Kommentare erstaunen mich tatsächlich nicht. Lange Zeit habe ich selbst so etwas in der Richtung gesagt.
Und vielleicht gehörst auch du zu dieser Gruppe Menschen und glaubst, dass du einfach nicht malen kannst.
Falls ja, ist dieser Artikel genau der Richtige für dich!
Ich möchte dir in diesem Beitrag einige Denkfallen zeigen, in die wir gerne tappen. Sie sind leider sehr verbreitet in unserer Gesellschaft und sorgen im schlechtesten Fall dafür, dass du deinem Wunsch Malen zu lernen keinen Platz in deinem Leben gibst.
Lass uns also diese Fallen genauer ansehen und dafür sorgen, dass du sie los wirst anstatt sie weiter mit dir herumzutragen!
Falle # 1: Der Klassiker - Fehlendes Talent
Erinnerst du dich noch daran, wie es war, als du als Kind einfach drauflos gezeichnet hast? Ohne Plan, ohne Angst, einfach weil dir danach war ein Bild zu malen? Oder siehst du vielleicht deine eigenen Kinder, wie sie gerne malen?
In jungen Jahren haben wir überhaupt kein Konzept von Talent. Und es ist auch nicht notwendig über Talent weiter nachzudenken.
Und überhaupt - was genau bedeutet “Talent” eigentlich?
Wenn wir landläufig von Talent sprechen, hört sich das meistens so an, als wäre das etwas, was man einfach hat. Oder eben nicht. Aber ist das überhaupt richtig?
Laut Duden, ist Talent eine “Begabung, die jemanden zu ungewöhnlichen bzw. überdurchschnittlichen Leistungen auf einem bestimmten, besonders auf künstlerischem Gebiet befähigt”.
Okay, ungewöhnliche bzw. überdurchschnittliche Leistungen auf einem bestimmten Gebiet… Hört sich nicht so an, als hätte man das einfach so.
Wie erreicht man denn ungewöhnliche bzw. überdurchschnittliche Leistungen?
Ich würde sagen, indem man Arbeit reinsteckt. Wenn man einer Sache länger nachgeht und sich mehr reinhängt als andere, wird man auch überdurchschnittlich gut in eben jener Sache!
Talent ist also NICHT ANGEBOREN!
Klar, wenn deine Eltern Maler sind, haben sie dir sicher auch schon früher und mehr über Malen beigebracht und du bist wahrscheinlich anderen Menschen gegenüber einen Schritt voraus. Angeboren ist es trotzdem nicht.
Es muss gar nicht explizit zu dir gesagt worden sein, dass du kein Talent hättest. Ich denke in den allermeisten Fällen, nehmen wir einfach an, dass es so ist. Aber warum?
Meine Vermutung ist, dass die Bewertung unserer Leistungen durch eine andere Person, z. B. dem Lehrer im Kunstunterricht, eine Rolle spielt.
Ich erinnere mich daran, dass ich in Kunst immer eher durchschnittlich war – und daraus schloss, dass ich wohl einfach nicht das Talent hatte. Leider habe ich dann, wie du wahrscheinlich auch, immer weniger Zeit dafür aufgebracht.
Wie schon gesagt: Talent, wie wir es interpretieren, gibt es nicht.
Je mehr Zeit und Übung du investierst, desto besser wirst du werden!
Falle # 2: Auch ein Klassiker - “Für was braucht man das?”
Vielleicht stellst du dir dieselbe Frage: „Warum sollte ich überhaupt malen? Was bringt mir das?“
Ich bin ehrlich: Ich bin auch nicht bewusst zur Kunst zurückgekehrt. Eigentlich habe ich nur nach einem Kurs für technisches Zeichnen gesucht – und stattdessen etwas ganz anderes gefunden: Botanisches Zeichnen in Graphit und Botanische Malerei in Aquarell.
Anfangs dachte ich, das sei ein Kompromiss. Besser als gar kein Zeichenkurs, habe ich mir gesagt.
Aber im Kurs habe ich gemerkt: Zeichnen und Malen kann man lernen. Und - wichtiger noch - es macht unheimlich Spaß.
Malen ist eine Erfahrung. Du tauchst ein, verlierst das Zeitgefühl, spürst das Papier unter deinen Fingern. Du beobachtest Farben, Linien, Schatten.
Diese kleinen Momente sind Meditation, Entspannung und Abenteuer zugleich. Du musst niemandem etwas beweisen – schon gar nicht dir selbst.
Du brauchst kein „Warum“. Freude ist Grund genug.
Falle # 3: Vergleicheritis
Social Media ist voll von Künstlern und Künstlerinnen, die scheinbar mühelos perfekte Kunstwerke erschaffen. Dagegen wirken deine Versuche sehr unbeholfen?
Viele Erwachsene vergleichen sich ständig mit anderen oder messen ihren Erfolg an unrealistischen Standards.
Vergleicheritis ist die größte Bremse im kreativen Prozess. Lass sie los.
Wie?
Schau nicht auf die Anderen. Hör auf zu scrollen und leg dein Handy weg.
Natürlich ist dein Strich noch wackelig. Du lernst gerade etwas Neues – und das darf man sehen. Male für dich, nach Lust und Laune.
Der einzige Maßstab bist du selbst. Jeden Tag ein kleines bisschen besser als gestern, oder jede Woche.
Zeichnen und Malen lernen ist ein Prozess. Die Leute auf Social Media sind keine Anfänger mehr. Sie haben die Zeit und Mühe schon reingesteckt. Du bist noch Anfang - und das ist okay!
Es heißt nicht umsonst “Übung macht den Meister”.
Falle # 4: Entmutigung statt Zuspruch
Gerade am Anfang ist es wichtig, dich vor vermeintlich kritischen oder gar negativen Kommentaren zu schützen. Du musst nicht gleich jedem davon erzählen, dass du anfangen möchtest zu malen.
Es ist oft schon schwer genug, sich selbst zu überwinden.
Klar, du möchtest, dass dir jemand gut zuspricht. Du holst die Validierung von anderen ein, obwohl du sie in Wahrheit überhaupt nicht brauchst.
Es ist alleine deine Entscheidung welcher Sache du in deinem Leben mehr Raum geben möchtest.
Oft läuft es zudem noch komplett in die falsche Richtung: Du erzählst jemandem von deinem Vorhaben und erntest einen unbedachten Kommentar, der mitunter deinen Traum gleich wieder im Keim erstickt.
Ein Lacher, ein „Glaubst du, dass du das kannst?“ oder ein Hinweis auf frühere Misserfolge… Es mag nicht einmal böse gemeint sein!
Mein Tipp ist deshalb: Mach es für dich.
Sprich erst darüber, wenn du selbst überzeugt bist, dass du auf jeden Fall am Ball bleiben wirst - egal was jemand sagt.
Und wenn du dich nicht überwinden kannst anzufangen, ohne jemanden, der dich anfeuert? Dann sprich nur mit den Menschen, von denen du ganz sicher weißt, dass sie dich unterstützen werden.
Ansonsten gilt: Besuche einen Kurs, kaufe dir ein paar Materialien, richte dir eine kleine Ecke ein. Ganz für dich.
Falle # 5: Angst vor dem leeren Blatt
Ein ganz großes Thema - die Angst vor dem weißen Blatt Papier. Hört sich erstmal witzig an, ist aber sehr real. Wenn du selbst Malerin oder Zeichnerin bist, hast du diese Angst mit Sicherheit schon selbst erlebt.
Gerne wird dann fehlende Motivation oder fehlende Inspiration vorgeschoben - und das Blatt Papier bleibt weiter weiß…
Aber die Wahrheit ist: Die Muse muss dich bei der Arbeit finden. Motivation und Inspiration kommen NACHDEM du angefangen hast.
So ein Mist! Wie kommst du dagegen an?
Ein sehr gutes Beispiel dafür, wie du den Ball ins Rollen bringst, kommt von dem Künstler und Youtuber Campbell Walker, alias Struthless.
Wenn dich das dazugehörige Video interessiert, ich habe es dir unten verlinkt (englisch).
Oder du liest meine kurze Zusammenfassung von diesem Video weiter unten.
Ganz komprimiert zusammengefasst, gab Campbell´s Mentor ihm den Rat: „Zeichne jeden Tag dasselbe.“
Das hat er getan. Er sich ein Motiv überlegt und angefangen.
Campbell wählte den weißen Ibis – in Australien auch „Bin Chicken“ genannt. Tag für Tag zeichnete er Ibis um Ibis.
Allmählich kam er zu der Erkenntnis, dass es gar nicht um das Motiv selbst ging, sondern darum, einfach mit etwas anzufangen und dranzubleiben.
Mit der Zeit hat Campbell seine Zeichnungen des Ibis immer mehr variiert. Dem Ibis einen Hut aufgesetzt, eine Art Logo dazu entworfen, usw. Immer ausgefallener und am Schluss hat er sogar einen Kurzfilm mit einem Ibis in der Hauptrolle gedreht.
Es war also gar nicht so eintönig, wie man es am Anfang vermuten mag. Im Gegenteil, er wurde immer kreativer in der Ausgestaltung seines Motivs.
Die Quintessenz ist also, zerbrich dir nicht den Kopf über das beste Motiv, warte nicht auf Motivation oder Inspiration.
Entscheide dich für ein Objekt und steck dir ein Ziel, wie oft du es malen möchtest.
Das Dranbleiben ist das Entscheidende. Genau da passiert das Wachstum.
Fazit
Wenn du dich nach all diesen Gedanken auch nur in einem Punkt wiederfindest, dann nimm das als Zeichen: Du darfst anfangen.
Du musst nicht talentiert sein.
Du musst auch kein „Warum“ haben, keinen perfekten Plan
und schon gar keine Zustimmung von außen.
Alles, was du brauchst, ist Neugier. Ein Stift, ein Blatt Papier – und den Mut, dich selbst wieder auszuprobieren.
Jeder Strich, den du machst, ist ein Schritt zurück zu deiner eigenen Kreativität. Manchmal zaghaft, manchmal mutig, manchmal ganz schief – und genau das ist der Punkt.
Wachstum passiert nicht, wenn du wartest, sondern wenn du machst.
Hol deine Farben hervor, such dir ein Motiv und leg los. Nicht morgen. Heute. ✨
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