Was male ich als Nächstes?

 
 
 

Es gibt diesen Moment, den viele von uns kennen: Man sitzt am Tisch, das Aquarellwasser und die Pinsel stehen bereit – und dann wandert der Blick zum ausgewählten Motiv. Die Pflanze ist groß, verzweigt, farblich komplex oder einfach… überwältigend schön. Und plötzlich fühlt sich der Start schwieriger an als gedacht.

Nicht, weil du es nicht könntest. Sondern weil die Natur manchmal ein wenig zu üppig ist.

Darum lohnt es sich, kurz innezuhalten und sich zu fragen:

Welches botanische Motiv lädt eigentlich ein – statt zu erschlagen?

Gerade am Anfang kann diese Wahl den gesamten Malprozess verändern.

 

Warum die Wahl des Motivs so viel ausmacht

 

Es ist völlig normal, dass wir zu Beginn zu den spektakulärsten Pflanzen greifen wollen.

Doch was im Alltag mühelos wirkt, kann beim Malen schnell komplex werden: Viele Details, wechselnde Farben, große Flächen oder fragile Blüten, die sich laufend verändern.

Oft ist nicht das Können die Hürde, sondern das Motiv selbst.

Ein angenehmes Einsteigerobjekt schafft Raum zum Atmen.

Es gibt dir Struktur statt Stress und hilft dir, dich auf das Wesentliche zu konzentrieren: Freude am Malen.

Super schön, aber komplex: Gefüllte Rosen.

Super schön, aber komplex: Gefüllte Rosen.

 

Was ein gutes Anfänger-Motiv auszeichnet

1. Kleine Objekte sind entspannter

Wenn du dir ein eher kleines Objekt suchst, kann das Malen viel entspannter sein. Natürlich kommt es darauf an wie detailliert du es wiedergeben möchtest. Aber grundsätzlich gesprochen, ist der Malvorgang besser zu überblicken.

Die Fläche trocknet gleichmäßiger, du kannst in kleinen Abschnitten arbeiten und musst nicht „alles auf einmal“ im Blick behalten.

Ein kleines Motiv steht daher meist auch für mehr Gelassenheit.

 

2. Klare, leicht erfassbare Formen

Ob rund, oval oder symmetrisch - einfache Formen lassen sich schneller begreifen. Stelle dir einfache geometrische Formen vor, wie etwa eine Kugel, und schau, ob du ein passendes Objekt findest (Beeren, Mohnkapsel, etc.). Wenn du dir eine einfache Form wählst, wird das Skizzieren und auch das Schattieren leichter.

Mögliche Motive:

  • runde Früchte

  • einzelne Blüten

  • einfache Blattpaare

  • kompakte Samenkapseln

 

3. Motive, die sich gut in Abschnitte gliedern

 

Ein absoluter Gamechanger für Einsteigerinnen. Wenn ein Motiv klar gegliedert ist, kannst du jeden Abschnitt ganz in Ruhe fertigstellen, bevor du weitergehst.

Beispiele hierzu findest du in unserer Botanical SketchVibes-Serie, das sind kurze Sketching-Tutorials mit Aquarell:

Ein gutes Anfängerobjekt, die Kiwi

Ein gutes Anfängerobjekt, die Kiwi.

 

4. Charakteristische Merkmale

 
Mohnkapseln haben eine charakteristische Form.

Mohnkapseln haben eine charakteristische Form.

Eine markante Form gibt Halt und Orientierung.

Sie macht es leichter, das Objekt zu erkennen und später überzeugend darzustellen.

Dankbare Silhouetten sind z. B.:

  • Hagebutten

  • Eicheln

  • Gänseblümchen

 

5. Nur einen Ausschnitt statt des ganzen Objekts malen

Du musst nicht die ganze Pflanze erfassen. Ganz im Gegenteil: Ein einzelnes Blatt oder eine Knospe kann viel spannender und viel leichter sein.

Sieh es wie einen Teil einer Pflanzenstudie, in der du Schritt für Schritt vorgehst. Es bleibt dir überlassen, ob du am Ende alle Pflanzenteile abbilden möchtest.

Mögliche Ausschnitte:

  • ein Blütenblatt

  • eine Knospe

  • der untere Teil einer Blüte

 

6. Objekte, die lange stabil bleiben

Wenn dein Motiv nicht welkt, schrumpelt oder seine Farbe wechselt, kannst du ohne Zeitdruck arbeiten. Gerade am Anfang ist das Gold wert!

Eines meiner ersten Versuchsobjekte war eine Tulpe. Sehr schön und einfache geometrische Form, ABER du ahnst nicht wie schnell sich die Blüte öffnet. Schon bei der Bleistiftskizze ändert sich das Erscheinungsbild sehr schnell.

Besser geeignet sind daher:

  • Samen / Nüsse

  • trockene Kapseln oder getrocknete Blütenstände

  • Zweige / Zapfen

  • Zapfen

  • Obst und Gemüse

Diese Objekte bleiben über Stunden – oder sogar Tage – verlässlich gleich.

 

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    Was am Anfang eher schwierig ist

    Die folgenden Motive sorgen erfahrungsgemäß schnell für Frust:

    • Sehr große Objekte: sie benötigen viel Wasser, viel Fläche und viel Geduld.

    • Komplex verzweigte Formen: unzählige kleine Details, die leicht aus dem Blick geraten.

    • Motive, die „in einem Zug“ angelegt werden müssen, z. B. große Blätter oder große Blütenblätter in Aquarell; hier entstehen schnell Wasserlinien, wenn man nicht flächig arbeiten kann.

     
     
    Wunderschön, einladend - und sehr schwer: der eingerollte Farnwedel.

    Wunderschön, einladend - und sehr schwer: der eingerollte Farnwedel.

     
     

    Ideen für wunderbare Anfänger-Motive

     
    Lavendelzweige - ein tolles Anfängermotiv

    Lavendelzweige - ein tolles Anfängermotiv

    Hier gebe ich dir eine kleine und bewährte Auswahl an einfachen Motiven:

    • Hagebutten

    • Gänseblümchen (oder nur ein einzelnes Blatt davon)

    • Papaya- oder Kiwi-Schnitt

    • ein kurzer Zweig mit zwei bis drei Blättern

    • Samenkapseln (z. B. Mohn)

    • Eicheln, kleine Zapfen

    • Lavendelzweig

    Alle bringen Klarheit, Stabilität und eine gut erfassbare Form mit – ideal zum Üben.

     

    Pro Tipp: Du musst nicht alles ausmalen

    Unser Gehirn ergänzt fehlende Details automatisch. Du musst also nicht jedes Härchen, jede Blattader und jede Schattierung malen.

    Konzentriere dich auf:

    • die Form

    • die wichtigsten Hell-/Dunkel-Kontraste

    • die richtige Farbe

    Der Rest ergibt sich oft von selbst – und der Look bleibt frisch und lebendig.

     

    Mini-Übung: Finde dein Motiv – ganz ohne Zeichnen

    Diese kleine Übung bringt sofort Klarheit und nimmt dir Druck:

    1. Sammle drei bis vier kleine botanische Objekte, z. B. eine Hagebutte, ein Blatt, eine Nuss, einen Samenstand.

    2. Lege sie vor dich und betrachte jedes Objekt 15–20 Sekunden.

    3. Frage dich:

      • Welche Form verstehe ich sofort?

      • Welche wirkt freundlich und machbar?

      • Welches Objekt ruft am meisten „Ja, das könnte ich schaffen“?

    4. Wähle das Motiv, das dir am meisten Ruhe gibt.

    Optional: Notiere dir für jedes dieser Objekt die Merkmale, die dir sofort ins Auge fallen. Die Merkmale, die du als stereotypisch für dieses Objekt hältst. Und was dir interessanterweise noch dazu auffällt. So lernst du dein Objekt viel besser kennen.

     
     
    Hagebutten - markante Form und tolle Farben.

    Hagebutten - markante Form und tolle Farben.

     
     

    Fazit

    Die gute Auswahl deines Motivs ist der erste Schritt zum Malerfolg.

    Wenn du dich für ein kleines, klares und stabiles Objekt entscheidest, nimmst du dir selbst unglaublich viel Druck. Du schaffst dir Raum zum Atmen und die Möglichkeit, Schritt für Schritt in deinen eigenen Malrhythmus zu finden.

    Der Rest entsteht mit jedem Strich, jeder Farbe, jedem kleinen Moment der Aufmerksamkeit.

    Ich wünsche dir viel Freude beim Malen! 🌿✨

     

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